Im letzten Jahr sind im Vergleich zum Vorjahr mehr Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Eine generelle Vermeidung von Verkehrstoten ist ein Bestandteil des Koalitionsvertrags.  

Rettungskräfte und Warndreieck an Unfallstelle
KSikorski / Shutterstock.com

Acht Menschen sterben durchschnittlich pro Tag auf deutschen Straßen, die Anzahl der Verkehrstoten ist 2022 um neun Prozent gestiegen: 226 Personen mehr sind infolge von Verkehrsunfällen umgekommen, insgesamt verunglückten 2.788 Menschen tödlich, die Anzahl der Verletzten stieg um 12 Prozent auf 361.134 Personen – also 989 pro Tag, teilt das Statistische Bundesamt mit

Im Jahr 2021 fiel das Verkehrsaufkommen hierzulande aufgrund zahlreicher Corona-Schutzmaßnahmen und deren Folgen – etwa Ladenschließungen, Homeoffice und Homeschooling – noch sehr viel geringer aus, wodurch sehr viel weniger Unfälle passierten. Im vergangenen Jahr erhöhte sich die Mobilität wieder – und damit die Unfallzahlen. Dennoch ist es ist einer der tiefsten Stände seit fast 70 Jahren, so die Statistikbehörde. Im Zeitraum von 2000 bis 2022 sank die Zahl der Menschen, die durch Verkehrsunfälle ums Leben kamen, insgesamt um 63 Prozent.

Mehr Unfälle unter Alkoholeinfluss und wegen überhöhter Geschwindigkeit

Gestiegen ist indes die Anzahl von Unfällen unter Alkoholeinfluss: „Von 2015 bis 2019 schwankte ihre Zahl zwischen 34.000 und 36.000, während der Pandemie lag sie unter 33.000. Im Jahr 2022 gab es dagegen 38.771 Unfälle, an denen mindestens eine unfallbeteiligte Person alkoholisiert war“, so das Statistische Bundesamt. Das sind 19 Prozent mehr Alkoholunfälle als im Vorjahr, 23 Prozent häufiger wurden dabei Menschen verletzt oder sogar getötet.

1.192 Verkehrstote – und damit die meisten – sind Pkw-Insassen. Diese Zahl ging in den letzten 22 Jahren am stärksten und überdurchschnittlich, nämlich um 73 Prozent, zurück, 127 Verkehrstote waren mit Güterkraftfahrzeugen unterwegs. 492 Personen auf Motorrädern und -rollern starben bei Unfällen – dieser Anteil hat vergleichsweise zugenommen. Der Großteil der Pkw-Insassen und Krad-Fahrer:innen stirbt vor allem bei Unfällen auf Landstraßen. Grund für den Unfalltod von 651 Menschen auf Autobahnen und Landstraßen waren zu hohe Geschwindigkeiten. Der Präsident der Deutschen Verkehrswacht (DVW), Kurt Bodewig, bekräftigte daher aktuell Forderungen nach allgemeinen Geschwindigkeitsbegrenzungen: „Die aktuellen Zahlen zeigen, dass zu hohe Geschwindigkeiten einen großen Anteil am Unfallgeschehen haben. Darum fordern wir ein Tempolimit von 80 km/h auf Landstraßen und 130 km/h auf Autobahnen. Wir müssen mit wirksamen Maßnahmen auf diese Situation reagieren, denn alle drei Stunden stirbt ein Mensch im Straßenverkehr. Daran dürfen wir uns niemals gewöhnen.“ Darüber hinaus fordere die Organisationen seit Jahren ein Alkoholverbot beim Führen von Kfz.

 

Schwächere Verkehrsteilnehmer:innen vor allem innerhalb von Ortschaften gefährdet

Zudem ließen im letzten Jahr 474 Fahrradfahrer:innen ihr Leben, dieser Anteil stieg von neun auf 17 Prozent und hat sich damit nahezu verdoppelt. Langfristig sank diese Zahl in den letzten 22 Jahren zudem am wenigsten, um nur 28 Prozent. 208 von ihnen waren mit E-Bikes unterwegs. Des Weiteren kamen 368 Fußgänger:innen und 10 Menschen mit dem noch recht neuen Gefährt, dem E-Scooter, ums Leben. Der Großteil der Unfälle mit Personenschaden – wozu auch Verletzungen zählen – ereignete sich 2022 innerhalb von Ortschaften, 881 Menschen verunglückten innerorts. Der größte Teil von ihnen zählt dabei zu den schwächeren Verkehrsmitgliedern: 62 Prozent waren mit einem Fahrrad (276) oder zu Fuß (274) unterwegs, lediglich 19 Prozent mit dem Pkw. 

In Städten nehme das Unsicherheitsgefühl der Radfahrenden inzwischen leicht ab, moniert werden aber noch immer zu schmale Radwege, zu viele auf Radstreifen parkende Autos und Unfallgefahren an Baustellen, wie der ADFC laut der Süddeutschen Zeitung in seinem Fahrradklimatest im Frühjahr ermittelte. Defizite gebe es außerdem im ländlichen Raum: Viele Menschen würden dort inzwischen auf E-Fahrräder setzen, da sich mit diesen weite Entfernungen zurückzulegen ließen – die Infrastruktur gebe es aber nicht immer her, dass die Pedelecs auch genutzt werden können. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) kündigte diesbezüglich Maßnahmen an. So wurden beispielsweise Finanzhilfen an die Länder und Kommunen für das Sonderprogramm „Stadt und Land“ bereitgestellt, überdies gibt es weitere Zielsetzung für Verbesserungen in der Radverkehrspolitik. Doch das allein genüge noch nicht. Zuletzt hatte der ehemalige Bundesverkehrsminister den stärkeren Schutz von schwächeren Verkehrsmitgliedern auf dem Schirm – doch entsprechende Vorschriften in der StVO-Novelle kamen letztlich wegen generellen Formfehlern nicht zustande.

Vision Zero müsse umgesetzt werden

Wesentlicher Bestandteil des Koalitionsvertrags ist die „Vision Zero“, also die generelle Vermeidung von Verkehrstoten. Es sei nun höchste Zeit, dass die Politik das konsequente Minimieren von Verkehrstoten und -verletzten in die Gesetzbücher schreibe, kritisierte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Michael Mertens: „Solange das nicht der Fall ist, habe ich das Gefühl, dass die politischen Entscheider den Tod auf der Straße nicht ernst genug nehmen“, erklärte er. Diese „besorgniserregende Entwicklung“ zu relativeren, indem auf die vergleichsweise geringe Größenordnung der Verkehrstoten zu verweisen, stelle aus seiner Sicht „kein Argument“ dar. „Jedes Todesopfer im Straßenverkehr ist eines zu viel.“ 

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Geschrieben von Hanna Behn

Kommentare

#1 gunnar 2023-07-14 08:35
teils ist das bei radfahrern aber kein wunder.
erst gestern wieder bei uns auf der hauptverkehrsst rasse !!! ( ausserorts ) eine radfahrerin mit handy in der hand und mit kind im kinderanhänger unterwegs.
wozu den gut ausgebauten radweg nutzen.??? fehlt wohl die spannung, oder hat bei telefonieren nichts mehr vom radweg mitbekommen.
die strecke ist vormittags sehr gefährlich, da einem die sonne tief entgegen scheint.
also ist die kaum für autofahrer zu sehen.
und zum thema alkohol: einfach auf 0,2 promille senken.
dann kann jeder noch seine pralinen essen oder 1 schnaps zum essen genießen.



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